Infektionsschutz im Nervenzentrum des regionalen Rettungswesen

Allgemein

Innerhalb eines Leitstellenbereiches sind Integrierte Leitstellen das Nervenzentrum der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr. Einsätze von Feuerwehren, der Rettungsdienste, dem Katastrophenschutz und anderer ziviler Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel dem THW, werden von dem zentralen Herzstück aus koordiniert und alle Notrufe auf der 112 und viele andere Informationen für den Aufrechterhalt der öffentlichen Sicherheit und Ordnung laufen an diesem Ort zusammen.

Für die Stadt Bayreuth und die beiden Landkreise Bayreuth und Kulmbach betreibt das Bayreuther Rote Kreuz (BRK Kreisverband Bayreuth) die Integrierte Leitstelle (ILS). Die engagierten und bestens ausgebildeten Disponenten der ILS Bayreuth/Kulmbach bearbeiten täglich über 100 Anrufe auf der Notrufnummer 112 und nehmen darüber hinaus viele weitere wichtige Funktionen für die Bürgerschaft und das Rettungswesen wahr.

Eine besondere Rolle kommt der Integrierten Leitstelle auch in der derzeitigen Corona-Krise zu. Neben der primären Aufgabe, der Sicherstellung der ordnungsgemäßen Koordinierung nicht-krisenbezogenen Einsätze, muss die ILS in der momentanen Situation auch die Herausforderungen der Pandemie-Lage bewältigen. Zum einen ist dies ein vermehrtes Aufkommen von Anrufen und die zunehmende Beantwortung von Auskunftsersuchen zum Thema Corona-Virus und Covid-19-Erkrankungen, als auch der Anstieg an zu disponierenden Einsätzen im Rettungsdienst und Krankentransport durch die ansteigende Ausbreitung des Corona-Virus. Aber auch die Meldung der Kapazitäten der Krankenhäuser in der Stadt Bayreuth und den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach laufen in der ILS als zentrale Schnittstelle mit den federführenden Katastrophenschutzbehörden der Stadt Bayreuth und beider Landkreise zusammen.

Um diese für das Rettungswesen des Leitstellenbereiches tragende Funktionen der ILS als zentralen Pulsgeber und Koordinierungszentrum auch in Zeiten der Corona-Pandemie aufrechterhalten zu können, wurde vom Leitungsteam der ILS Bayreuth/Kulmbach ein mehrstufiges Infektionsschutzkonzept für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitstelle entworfen.

Trotz des fortgeschrittenen Grades der Technologisierung und Digitalisierung der Arbeitsabläufe in der ILS, ist und bleibt der erfahrene und gut ausgebildete Disponent unersetzbar für sorgfältige und effiziente Bearbeitung von Notrufen und die Koordinierung von Rettungseinsätzen. Erkrankte oder infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden aber über Wochen ausfallen und könnten bei vermehrteauftretenden Fällen, die Personaldecke in dem sensiblen Bereich Einsatzkoordination und der Notfallannahme empfindlich schwächen und das reibungslose Funktionieren des Rettungswesen gefährden. Das Pandemie-Konzept der ILS Bayreuth/Kulmbach stellt deshalb auch den Schutz des Mitarbeiters vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus in den Fokus. Insbesondere die gegenseitige Ansteckung der Mitarbeiter der ILS und damit die „Lahmlegung“ des gesamten ILS-Betriebes soll durch die bereits frühzeitig getroffenen Maßnahmen verhindert werden.

Um eine möglichst große Sicherheit für die Mitarbeiter zu erlangen, wurde zunächst der Dienstplan der ILS Bayreuth/Kulmbach umgestellt. Fünf Dienstgruppen von jeweils vier Mitarbeitern wechseln sich jeweils nach einer 12-Stunden-Schicht ab. Dabei findet immer ein Wechsel der kompletten diensthabenden Mannschaft statt und die Schichtübergabe wird via Schleuse – die abgelösten Disponenten verlassen den Einsatzleitraum durch den rückwärtigen Ausgang und die Ablösenden betreten den diesen zu Beginn ihrer Schicht durch den vorderen Eingang – vollzogen. Flankierend ergänzt wurden diese Maßnahmen durch eine Temperaturmessstation am Haupteingang der ILS. Erste Infektionsanzeichen können so frühzeitig erkannt werden. Ebenfalls befindet sich am Haupteingang viruzides Desinfektionsmittel, um die Krankheitserreger bereits am Eingang zur Leitstelle am weitern Vordringen zu hindern. Des Weiteren wird vor Dienstende jeder Einsatzleitplatz einer hygienischen Reinigung unterzogen, um die Weitergabe etwaiger Erreger an die ablösenden Kollegen zu verhindern.

Diese grundlegenden Infektionsschutz-Maßnahmen werden im Falle einer bestätigten Infektion in mehrfachen Eskalationsstufen weiter verschärft. So befindet sich neben der aktuelle diensthabenden Dienstgruppe eine weitere Gruppe für sieben Tage in Bereitschaft und wird bei einem bestätigten Personalausfall alarmiert. Die komplette diensthabende Gruppe wird ersetzt, um eine Durchmischung der Dienstgruppen zu verhindern und somit das Infektionsrisiko zu verringern. Sollte nun eine weitere, zweite Gruppe ausfallen, werden die Dienststunden pro Schicht von 12 auf 24 erhöht. Sollte sich die Situation dann weiter verschärfen sieht das Maßnahmenkonzept eine Gruppenquarantäne für 5 Tage als letzte Eskalationsstufe vor. Bei lediglich einem Verdachtsfall mit angeordneter häuslicher Quarantäne wird der einzelne Mitarbeiter durch das Leitungsteam ersetzt. Des Weiteren wurden die Aufgaben und Funktion den des Leitungsteams zum großen Teil in das Homeoffice verlegt und die Anwesenheit vor Ort in der Leitstelle auf eine Person von 8:00 bis 16:00 Uhr beschränkt. Um das erhöhte Aufkommen von Anrufen abzuarbeiten wird zudem an Samstagen und Sonntagen das Personal um eine Kraft der Unterstützungsgruppe ergänzt und ein Platz im Ausnahmeabfrageraum der ILS aktiviert.

Mit diesem Infektionsschutzkonzept kann die ILS Bayreuth/Kulmbach auch unter den derzeit erschwerten Bedingungen ihrem Auftrag gerecht werden und die Erfüllung ihre Aufgaben zum Erhalt der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in Stadt Bayreuth und den beiden Landkreisen Bayreuth und Kulmbach sicherstellen.

Ähnliche Beiträge